25 Jahre Naturschule Hessen
Zum Jubiläum
Herzlichen Glückwunsch

25 Jahre Naturschule Hessen

Wenn Geschichten Geschichte schreiben, wenn sich Gründerjahre wie im Zeitraffer zu einem Vierteljahrhundert formen und aus einer Unternehmung ein Unternehmen entsteht, dann – ja dann – ist es an der Zeit für einen Moment inne zu halten.

Kapitel 1

Ein Dutzend Menschen geben sich ein Stelldichein. Sie kennen sich kaum. Sie kommen aus den Bereichen Schule, Handwerk, Verwaltung. Sind angestellt, verbeamtet, selbst und ständig unterwegs, manche im Studium und alle auf der Suche nach etwas sinnstiftendem.

Ein Jahr lang werden Ideen und Erfahrungen ausgetauscht, werden Hoffnungen, Ängste und Visionen verglichen und zu Papier gebracht. Es entstehen Coporate Design, Logo und erste Textentwürfe für das Leitbild mit professioneller Hilfe. Über die Frage der künftigen Rechtsform wird mehrheitlich entschieden. Die Menschen sollen zur Natur in die Schule gehen. Daher die Namensgebung der künftigen gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung der Natur- und Umweltbildung mbH, die hessenweit unterwegs sein möchte.

Neun Gefährten schreiten mit Herzklopfen zum Notar und feiern mit Sekt ohne Selters nach Unterzeichnung des Vertragswerks. Im Sommer 1999 ist es amtlich. Im Handelsregister ist ein weiteres Unternehmen eingetragen. In mir verzeichnen sich die Anfänge eines Lebenswerkes.

Kapitel 2

Aufregend sind die Versandaktionen des ersten Programmheftes. Während die einen falten und Briefmarken kleben, befüllen die anderen alle Briefkästen in der Umgebung randvoll mit den neuesten Angeboten der Naturschule.

Am hohen Meißner werden Naturschutzwarte und Wanderführerinnen ausgebildet, am Rhein Gold gewaschen, im Hunsrück in Baumkronen übernachtet. Im Taunus gibt es Land Art, im eigenen Schrebergarten Honig zu verkosten. Im Städel wird die Farbe Blau von allen Seiten betrachtet, im Odenwald geben sich die Hexen den Besen in die Hand. Wölfe in der Lausitz, Wisente in Polen und frisch ausgenommene Forellen aus dem Taunus zum Genießen. Auf der Nidda tauchen selbstgebaute Flöße auf und die Stimmung der kleinen und großen Abenteurer schlägt hohe Wellen.

Die Naturschule ist auf Kurs. Die Institution wird bekannt und etabliert sich nach wenigen Jahren in der Bildungslandschaft. Dies ist auch der Leitung samt Team einer Maintaler Kita zu verdanken, die dem jungen Unternehmen vor Ort einen sicheren Standort bietet. Als Gegenleistung unterstützen wir die tägliche Arbeit mit den Kids, gestalten das Außengelände und füllen das Konzept der Kita mit Leben. Es sind die „Goldenen Jahre“.

Dann folgt ein Angebot der Stadt Frankfurt, den Standort der Naturschule an den „Alten Flugplatz“ zu verlagern und hier die Lernstation im GrünGürtel zu betreiben.

Kapitel 3

Standortwechsel nach 8 Jahren. In diesem Zeitraum ändert sich auch die personelle Zusammensetzung und der Kreis der Gesellschafterinnen und Gesellschafter. Während die Zahl der Mitglieder kleiner wird, kommen immer mehr Kooperationspartner hinzu. Bis zu 300 Auftritte im Jahr mit Naturschulbeteiligung.

Bis heute zählen das Stadtschulamt und das Umweltamt der Stadt Frankfurt zu den wichtigen Unterstützern und Auftraggebern der Naturschule. Die Zusammenarbeit mit dem WWF-Deutschland bildet für viele Jahre einen Schwerpunkt im Bereich der Umweltbildung und der Naturschutzarbeit.

Mittlerweile sind wir 18 Jahre am „Altern Flugplatz“. Gehören sozusagen zum Inventar. Aber von Staub und Verschleiß keine Spur. Das Projekt „LandschaftsLotsen“ wird ein Erfolgsmodell und Vorzeigeprojekt nicht nur im Raum Frankfurt. Die LotsInnen werden zum Bindeglied zwischen Freizeitnutzung und Naturschutzanliegen. Nehmen auch jahrelang die Flüchtlingsfamilien an die Hand, die vor Ort vorübergehend eine zweite Heimat finden.

Nach der Insolvenz des Hauptpächters überträgt das Amt für Bau und Immobilien der Naturschule das Zepter für die Mitbetreuung der Liegenschaft. Ein Privileg und Vertrauensbeweis für zwei Jahre.

So gehen die Menschen auch nach 25 Jahren immer noch zur Natur in die Schule. Wir verstehen uns immer noch als selbst und ständig unterwegs, während andere schon längst die Stechuhr gedrückt haben. Fühlen uns mehr denn je berufen der fortschreitenden Entkopplung des Menschen von der Natur entgegenzuwirken. Weiterhin zu lehren und dabei jeden Tag zu lernen.

Epilog

Die Beschreibung der Vergangenheit im Präsenz ist beabsichtigt. Ich habe Vergangenes und Gegenwärtiges noch so klar vor Augen. Und ich spüre noch immer meine Aufregung vor der ersten Floßfahrt vor drei Jahrzehnten, meine Angst vor der Verantwortung als Geschäftsführer beim Notar, meine Tränen beim Anblick des gelb leuchtenden Meeres aus Sumpfdotterblumen an der Grenze zu Weißrussland. So, als ob 25 Jahre in diesem Augenblick stattfinden.

Zum Jubiläum verändert sich auch das ein oder andere im Erscheinungsbild sowohl der Unternehmer als auch des Unternehmens. Mit viel Empathie und professionellem Abstand begleitet uns Max Schröder auf unserer Reise durch Raum und Zeit. Er verhilft uns mit viel Geduld und noch mehr Kreativität zu einem zeitgemäßen Auftritt. Danke Max!